Der Bodensee 
als Apfelparadies

Wie kommen neue Apfelsorten auf den Markt? Was muss man tun, damit Kinder gerne Obst essen? Und gibt es nur exotisches Superfood?

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Interview mit Apfelexperte Dr. Ulrich Mayr

Diesen und anderen Fragen geht Dr. Ulrich Mayr, Leiter der Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg, auf den Grund. Er ist Herr über 650 alte und über 200 neue Apfel-Sorten. Die alten Sorten werden in seinem Institut gepflegt und für die Nachwelt erhalten. Die Neuen werden einer strengen Prüfung unterzogen. Er selbst hat über den Apfel promoviert – und ist damit der perfekte Ansprechpartner für alle Themen 
rund um die leckere Frucht!

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Herr Dr. Mayr, warum werden am Bodensee so viele Apfelbäume angebaut? 

Der Bodensee selbst ist der Grund! Er ist wie ein riesiger Wärmespeicher, der sich im Sommer auflädt und seine Wärme während des Winters kontinuierlich abgibt. Dieses Klima ist ideal für den Apfel, denn Spätfröste im Frühling sind hier sehr selten. Das macht die Bodenseeregion zur perfekten Anbaustätte.

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Von manchem Zeitgenossen wird behauptet, dass alte Apfelsorten gesünder und besser verträglich seien, als neuere. Stimmt das? 
Nein, das sind Fake-News! Es stimmt einfach nicht. Ich freue mich über jede Apfelsorte, die wir der Nachwelt erhalten: Hier bei uns sind das schon über 650 verschiedene – unsere älteste stammt aus dem 13. Jahrhundert! Aber die Glorifizierung der alten Sorten und das gegeneinander Ausspielen ist völlig unangebracht. Egal ob alt oder neu, Äpfel sind gesund und ein abwechslungsreicher Bestandteil unserer Ernährung.

„Superfood“ wie Chiasamen sind absoluter Ernährungstrend. Kann da der Apfel mithalten? 
Ich halte von dem Trend überhaupt nichts. Sauerkraut ist auch ein Superfood 
– aber es klingt einfach nicht so sexy. Oft sucht der Verbraucher das Exotische und besonders Gesunde aus der Ferne; vergisst dabei aber, dass lange Transportwege die Ökobilanz des Produktes verschlechtern. Wir sollten uns deshalb mehr auf das heimische Obst und Gemüse konzentrieren. Die Verbraucher wissen manchmal den Reichtum unseres hiesigen Obstes nicht mehr zu schätzen. Das ist schade, denn wir haben auch eine riesige Geschmacksvielfalt. Der Apfel ist ein heimisches Superfood, erhältlich ohne lange Transportwege und in natürlicher Verpackung. 

Wie lange dauert es, bis eine Neuzüchtung in den Handel kommt? 
Lange! Denn die neuen Sorten müssen mehrere Erprobungsstufen durchlaufen: Trägt die neue Sorte regelmäßig Früchte? Sind sie anfällig für Schädlinge oder klimatische Faktoren? Wie sieht es mit der Größe, Farbe und dem Geschmack aus? Reifen die Äpfel gleichmäßig? Sind sie lange oder nur kurz lagerfähig? Insgesamt dauert der Prozess knapp 15 Jahre, bis die Frucht im Handel erhältlich ist.

15 Jahre sind eine sehr lange Zeit! Warum so ein großer Aufwand? 
Weil es um den professionellen Anbau geht: Da kommt es auf jedes Detail an. Und es braucht eben Zeit: Um über mehrere Jahre die Bäume, ihr Wachstum und ihre Früchte beobachten zu können. 

Viele Eltern beklagen sich, dass ihre Kinder nicht genügend Obst essen. Was kann man dagegen tun? 
Es kommt in erster Linie auf die Eltern selbst an. Äpfel sind ein idealer, gesunder und zahnpflegender Snack für zwischendurch: Sie haben eine natürliche „Verpackung“, sind lange haltbar, erfrischend und ein hervorragender Energielieferant. Man muss den Apfelgenuss den Kindern vorleben, verschiedene Sorten probieren und schauen, welcher Apfel den Kindern am besten schmeckt. Wenn bei uns zu Hause die Äpfel ausgehen, drängen mich meine Kinder regelrecht dazu, wieder eine Kiste mitzubringen.

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In unserer Region findet 
jeder seinen ganz persönlichen Lieblingsapfel!
Dr. Ulrich Mayr
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Sie kennen sich mit Apfelsorten aus: Welche essen Sie am liebsten? 
Wissen Sie, ich nehme keinen Wein mehr aus dem Urlaub mit, denn zu Hause schmeckt er einfach nicht so gut, wie in der entspannten Urlaubsatmosphäre im Sonnenuntergang. [lacht]  Genauso ist es mit Äpfeln: Im Sommer mag ich spritzige, 
säuerliche Äpfel, die erfrischend sind. Zum Winter hin mag ich besonders die süßen Äpfel. Ich kann deshalb nur raten: Probieren Sie sich am Bodensee einfach durch – jeder findet hier seinen ganz persönlichen Lieblingsapfel!