Das Wasserwerk Sipplinger Berg versorgt vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser aus dem Bodensee. Die Anlagen können besichtigt werden. Hero Bild Dekoration

Zu Besuch in der Bodensee-Wasserversorgung am Sipplinger Berg

Bei einem exklusiven Besuch im Wasserwerk bei Sipplingen erfahren wir, wie das Wasser sicher zum Trinkgenuss wird. Im spannenden Interview mit Maria Quignon, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, entdecken auch Sie die Geheimnisse hinter der Wasserinfrastruktur, der nachhaltigen Wasserversorgung und warum dieses System eine lebenswichtige Rolle in der Region spielt. Erleben Sie eine faszinierende Reise von Wasserquelle bis zum Glas – die Sie vor Ort im Rahmen einer Führung übrigens auch selbst erleben können!

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Blick hinter die Kulissen

Die Bodensee Wasserversorgung – eine Anlage der Superlative, das machen allein schon die Zahlen deutlich: Millionen Kubikmeter Wasser werden über tausende Kilometer Leitung an Millionen Menschen in Baden-Württemberg verteilt. Ohne Pumpen geht das nicht. Aber die kommen nicht umsonst erst am Schluss. Denn das meiste macht das Wasser sozusagen von allein.

Die Dimensionen des Wasserwerks am Sipplinger Berg sind beeindruckend. Dabei führt einen die Anreise, wenn man vom See herkommt, scheinbar in den beschaulichen Wald hinein. Das Areal selbst ist weitläufig, aber man staunt doch angesichts des 300 Meter langen Gebäudekomplexes, der vor rund 60 Jahren in den Felsen gehauen wurde. 

Ursprung des Baus war der dringende Wasserbedarf in Baden-Württemberg, vor allem im Neckarraum und auf der Schwäbischen Alb. 1954 gründete man die Bodenseewasserversorgung, um den Mangel zu beheben. 

Es läuft und läuft – seit mehr als 65 Jahren!

Seit 1958 liefert die Anlage Wasser nach Stuttgart und weit darüber hinaus, erklärt Maria Quignon. Dabei ist die Anlage in unseren Breiten eher ein Sonderfall. „Wasserwerke dieser Größenordnung finden Sie in Mittel- und Nordeuropa sonst nicht.“ Denn Trinkwasser wird idealerweise aus dem Grundwasser gewonnen, um den Aufwand so gering wie möglich zu halten. Aber davon gibt es in den Regionen, die ihr Wasser aus dem Bodensee beziehen, eben viel zu wenig.

Über 670.000 Kubikmeter Wasser werden dem See täglich entnommen – mehr als genug, um die Region zuverlässig zu versorgen. Das erledigt, bis zum Seepumpwerk, allein der Wasserdruck. Dort kommen dann jene Pumpen ins Spiel, die sich Maria Quignon bei unserer Führung bis zum Schluss aufgehoben hatte. 2.000 bis 3.000 Liter fördern diese in das 312 Meter höher gelegene Wasserwerk. Pro Sekunde! Das Wasser wird ausgeklügelt gefiltert und aufbereitet, um Qualität auf höchstem Niveau zu garantieren.

Insgesamt zwölf Mikrosiebe filtern alle Partikel heraus, die größer als 1,5 hundertstel Millimeter sind. Anschließend wird das Wasser mittels Ozon entkeimt und fließt dann über 27 Zweischichtfilter, sodass auch die restlichen Trübstoffe zurückgehalten werden.

Trinkwasser mit bester Qualität

Was dann bei den Menschen aus dem Hahn sprudelt, ist Trinkwasser in bester Qualität. Schließlich ist der Bodensee kaum belastet. Daran hat vor allem der Alpenrhein großen Anteil, der sauberes Gebirgswasser in den See befördert. Und das in solchen Mengen, dass der Nachschub – auch bei steigendem Bedarf – auf Jahrhunderte unerschöpflich ist.

Der Bodensee - eine unerschöpfliche Quelle

„Unsere Besucher fragen mich oft erstaunt, ob dem See denn nicht irgendwann das Wasser ausgehe“, so Quignon, die bei der Vorstellung lachen muss. Sie kennt halt die Dimensionen: Was dem See zur Wasserversorgung für Millionen Menschen allein in Baden-Württemberg entnommen wird, ist gerade einmal halb so viel, wie durch natürliche Verdunstung verloren geht. Ganz zu schweigen vom Durchfluss: „Ich sage den Leuten immer: Am Rheinfall bei Schaffhausen sieht man zum Vergleich, welche Mengen dem See auf natürliche Weise entfließen.“

Dennoch wirken die Wassermassen gewaltig, wenn man als Besucher am Quellbecken steht. Und der Bedarf nimmt zu, auch in der Landwirtschaft. Der Transport bis hoch in den Norden Baden-Württembergs erfolgt fast allein durch die Schwerkraft. Das natürliche Gefälle macht es möglich. Zwei Tage benötigt das Wasser bis nach Stuttgart, eine Woche bis ans Ende des weit verzweigten Leitungsnetzes im Odenwald.

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