Wege der Abstraktion: Hilde Broër und Otto Valentien
Veranstaltungsdetails
Wege der Abstraktion
Abstrakte Kunst ist nicht zwangsläufig ungegenständlich. Zur Abstraktion – vom lateinischen abstractio, d. h. "Absehung vom Zufälligen" – gehört genau genommen bereits die vereinfachte, aufs Wesentliche reduzierte Wiedergabe von Formen oder eine Abkehr von naturalistischer Farbgebung. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden unzählige spannende Möglichkeiten der Abstraktion erkundet, um zum Beispiel Unsichtbares zu visualisieren oder die Grundlagen künstlerischen Gestaltens zu erforschen.
Mit einer großen und drei kleinen Sonderausstellungen folgt das Museum Langenargen in der Saison 2025 verschiedenen faszinierenden Wegen der Abstraktion.
Experimente mit der Abstraktion: Hilde Broër und Otto Valentien
Die große Sonderausstellung ist zwei herausragenden Künstlerpersönlichkeiten in Oberschwaben und am Bodensee gewidmet und vollzieht im 1. Obergeschoss deren künstlerische Entwicklung nach: Hilde Broër (1904–1987), seit 1943 in Kressbronn, erwarb mit ausdrucksstarken christlichen Darstellungen als Bildhauerin und Medailleurin ihr internationales Renommee. Otto Valentien (1897–1987) war ein deutschlandweit bekannter Gartenarchitekt, Bildgestalter und Autor, als er sich 1957 in Thumen bei Lindau niederließ, um sich fortan nur noch künstlerisch zu betätigen. Bekannt ist er vor allem für seine delikat komponierten abstrakten Monotypien nach 1960, die sich oft mit Pflanzenformen und Wachstumsprozessen assoziieren lassen. Die tiefe Freundschaft der beiden ab 1960 mündete in einen spannenden künstlerischen Dialog, für den das Experimentieren mit abstrakten Ausdrucksformen zentral ist.
Von Beginn an, also seit den 1920er Jahren, sind in Valentiens Bildern abstrahierende Tendenzen zu beobachten. Allerdings lotete er erst ab 1957 die Potenziale der Abstraktion konsequent in verschiedenen Serien aus. Unbekannte Exponate aus dem Nachlass vermitteln deshalb neue, überraschende Einsichten und offenbaren die experimentelle Vielfalt von Valentiens Schaffen.
Ebenfalls in den 1920er Jahren begann Hilde Broër mit einer vereinfachten, nicht selten stilisierten Formensprache, die bis zu ihrem Lebensende an Komplexität und Lebendigkeit gewann. Durch die Auseinandersetzung mit Valentien wurden ihre Werke abstrakter. Zudem erweiterte sie ihr Repertoire, indem sie Farben und Naturmaterialien wie Holz in ihre Arbeiten aufnahm. Broërs Kunst, die durch ihre christliche Ausrichtung zum Symbolhaften neigt, wurde auf diese Weise aus dem Geist der Abstraktion heraus naturbezogener. Valentien löste sich durch Broërs Einfluss wiederum zunehmend von seinen Ausgangspunkten in der Realität und entwickelte seine Bilder stärker hin zum Verallgemeinernd-Symbolischen.
Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Kunstmuseum Lände in Kressbronn, in dem die Nachlässe der beiden verwahrt sind.