Liane Lippert
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Liane Lippert

Liane Lippert wurde 2023 zum dritten Mal Deutsche Meisterin im Straßenrennen. Ihre Tour-de-France-Femmes-Premiere feierte Liane Lippert für das niederländische Team DSM, seit 2023 Jahr ist sie mit dem spanischen Top-Team Movistar unterwegs. Aufgewachsen ist sie in Friedrichshafen am Bodensee. Erste Berührungspunkte zum Radsport hatte die Häflerin schon als Kind über den RSV Seerose in Friedrichshafen und ihren Vater, Kurt Lippert, der lange im Vereinsvorstand war. Wie die Häflerin (BJ 1998) zum Profisport kam, erzählt sie uns in Interview.

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Der Bodensee eignet sich super für den Radsport. 
Liane Lippert

Du bist Deutsche Meisterin im Straßenrennen. Unter welchem Druck stehst du?

Ich bin ja schon zum dritten Mal Deutsche Meisterin geworden und weiß deshalb, wie sehr man da unter Druck steht, wenn man das Meistertrikot trägt und von den Fans erkannt wird. Ich ruhe mich nicht darauf aus, sondern verfolge meine nächsten Ziele.

Welches Trainingspensum hast?

Generell hab ich einen sehr strukturieren Trainingsplan. In der Saison trainiere ich so zwischen 18 bis 30 Stunden auf dem Rad. Dazu mache ich noch zweimal die Woche Krafttraining.

Du hast Ende 2022 das Team gewechselt vom Team DSM ins Team Movistar. Wie war das für dich?

Ich denke, ich bin schon ganz gut angekommen im neuen Team. Wir haben uns beim Wintertraining auf Mallorca schon etwas kennengelernt und jetzt freue ich mich darauf, wenn die Rennen losgehen. Ich lerne auch schon fleißig Spanisch, weil das Team Movistar spanisch ist. Generell ist es wichtig, dass man sich gut kennenlernt und sich mit allen gut versteht, auch mit den Experten und Trainern. Das Team an sich ist viel größer als die meisten vermuten. Ich bin zusammen mit der Holländerin Floortje Mackaji von DSM zu Movistar gewechselt, das hat es leichter gemacht. Mit ihr ich auch befreundet. 

Machst du dir Gedanken über die Zukunft im beruflichen Sinne? 
Mein Beruf ist der Profisport. Ich war ein Jahr lang bei der Bundeswehr in der Sportfördergruppe. Danach hat sich der Frauenradsport so gut entwickelt, dass es nicht mehr nötig war in der Bundeswehr zu sein. Seit 2018 bin ich nur noch im Profisport.  Generell bin ich ein Mensch, der nicht so weit in die Zukunft schaut. Ich bin froh über das was ich mache. Ich bin 25 und bin in meinen besten Jahren. Man knüpft ja immer auch Kontakte und ich denke, da kann sich auch beruflich was auftun. 

Dein Kapital ist die Körperfitness, kann man das so sagen?

Klar, die Körperfitness ist enorm wichtig und auch das Gewicht spielt beim Rennrad fahren eine Rolle. Wir Profis werden da gut betreut von unseren Ernährungsberatern im Team. Man muss eine Linie halten und jeder weiß, womit man sich wohl fühlt. Generell gilt, man ist nicht mit weniger Gewicht am besten. Ich hatte schon immer ein gutes Körpergefühl und weiß, wann ich erholt bin und wann nicht. Ich spüre, wann ich krank werde und was mein Körper braucht. Beim Training achte ich immer auf meine Watt- und Trittfrequenz; das wird an der linken und rechten Kurbel gemessen. Ich achte auch auf meine Herzfrequenz. Ein Beispiel: Flach am See kann man bis zu 30 km/h fahren. Im Rennen haben wir etwa 40 km/h, je nach Strecke. Um mal so einen Wert zu nennen: Bei einem Puls von 160 kann ich noch ganz normal reden auf dem Rad.

Du bist in Friedrichshafen aufgewachsen. Was bedeutet für dich Heimat?

Meine Heimat ist ganz klar der Bodensee, Friedrichshafen, wo auch mein Zuhause ist. Es ist immer wieder schön, hierher zurückzukehren, wenn ich zum Beispiel im Winter auf Mallorca mit meinem Team trainiere. Wann immer ich in Friedrichshafen bin, genieße ich es, meine Strecken zu fahren, die ich gut kenne. Im Winter bin ich dann meist auf der Rolle oder ich fahre Mountainbike. Ich bin immer gerne hier, hier kann ich auftanken. Ich treffe mich mit Freunden aus der Heimat, bin gern am See, geh bissel in die Stadt bummeln. Die Sonnenuntergänge sind auch toll hier.

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Fahrrad

Welche Rennrad-Strecken empfiehlst du?

Der Bodensee ist super zum Rennrad fahren. Man kann flach fahren um den See oder Höhenmeter machen mit einer Tour auf den Pfänder oder den Höchsten. Insgesamt kommt man den Klassikern sehr nahe - mit kurzen Bergen und steilen Anstiegen. Um längere Pässe in Österreich zu fahren, kann ich auch mal das Rennrad ins Auto einladen. In Seenähe ist es im Sommer sehr voll, da fahre ich am liebsten Richtung Markdorf oder Gehrenberg oder auf den Höchsten.  

Wie sicher ist der Bodensee zum Radfahren?

Per Gesetz sind Autofahrer verpflichtet, eineinhalb Meter Abstand zu Radfahrern einzuhalten. Ich hoffe, dass sie das immer tun. Wann immer es geht, nehme ich den Fahrradweg. Es werden auch immer wieder neue Radwege gebaut wie zum Beispiel in Friedrichshafen. Generell kenne ich mich zum Glück gut aus und weiß, welche Wege sicher sind und wo wenig Verkehr ist.

Was nimmst du mit auf deine Radtouren?

Ich habe immer mehrere Riegel dabei. Im Training verbrenne ich generell sehr viel Kalorien, deshalb muss ich jede Stunde was essen. Ich kann das nur jedem raten, da man sonst in einen Hungerast fällt und das will niemand erleben. Jeder Profisportler hat so was schon erlebt und das ist wirklich nicht schön. Dann braucht man natürlich ausreichend Flüssigkeit. Am Bodensee bekommt man Getränke an jeder Tankstelle und aus manchen Brunnen kann man auch trinken. Ich nehme immer eine Luftpumpe, kleines Werkzeug und einen Ersatzschlauch mit. Den Schlauch kann ich auch selbst wechseln. Im Rennen fahre ich ohne Schlauch, also tubeless, im Training fahre ich mit Schlauch. 


Kannst du Radevents für Hobbysportler am Bodensee empfehlen?

Es gibt immer das Pfänderrennen im Juni, leider bin ich da immer unterwegs, sonst würde ich gerne dabei sein. Das ist echt anspruchsvoll. Mein Heimatverein hat in der Vergangenheit schon Rennen organisiert. Es gibt einige tolle Vereine hier am Bodensee, wo man auch ohne Lizenz starten kann. Von der Schweizer Seite aus wird im September der Bodensee Radmarathon ausgerichtet. 

Kann ich als Urlauber:in bei der RSV Seerose mitfahren?

Ja klar. Man kann einfach beim RSV Seerose anfragen, die Seerose-Radtreffs anbieten. Es gibt verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Trainingsschwerpunkten oder Strecken - Sommer wie Winter.

Hast du Kontakt zu anderen Profisportler:innen am Bodensee?

Ja, Markus Kaufmann wohnt auch in Friedrichshafen. Clara Koppenburg  und Laura Süßemilch kommen auch aus dem RSV Seerose. Mit Laura fahr ich öfters, wenn ich hier bin. David List entstammt auch aus dem RSV Seerose, auch wenn er nicht mehr am Bodensee wohnt.

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