Die Fasnacht rund um den Bodensee
Am Bodensee wird mit der schwäbisch-alemannischen Fasnet die 5. Jahreszeit gefeiert und mit ihr verschiedene Bräuche und Traditionen begangen. Laut der Volkskunde der 1920er und -30er Jahre führen viele Narren in der Region den Ursprung auf heidnische Wurzeln zurück und feiern in und mit der Fasnet sowie mit ihrem lärmenden Treiben das Austreiben des Winters.
Wann die Fasnet am Bodensee stattfindet, welches die schönsten Bräuche sind und wo Sie das bunte Treiben hautnah erleben können, zeigen wir Ihnen hier.
Jetzt haben die Narren Saison
Schon klar: Die Hochburgen der Fasnacht sind am Rhein zu finden. Aber es soll bitte niemand sagen, am Bodensee wüssten sie ihre „Fasnet“ nicht zu feiern! Vor allem am nördlichen Ufer haben sich mit Überlingen und Stockach zwei echte Narren-Hauptstädte entwickelt. Allein die Umzüge, in der schwäbisch-alemannischen Fasnet als „Narrensprung“ bekannt, locken viele Tausend Menschen an. Das gilt aber eigentlich um den ganzen See herum. Denn das typische Fastnachtsbrauchtum im deutschen Südwesten wird auch in den angrenzenden Gebieten wie der Schweiz oder Vorarlberg zelebriert.
Die Highlights der Bodensee Fasnet
Zu den Höhepunkten der Bodensee-Fasnet zählen sicherlich das Stockacher Narrengericht und der Überlinger Hänselejuck.
Das Stockacher Narrengericht
Das Stockacher Narrengericht zum Beispiel ist im ganzen Land bekannt, denn hier kriegen namhafte Politgrößen ihr Fett weg! Am Fasnachtsdonnerstag, dem „schmotzige Dunschtig“, werden sie angeklagt und müssen sich – na, sagen wir mal – auf wohlwollende Art verspotten lassen.
Seit dem Jahr 1960 tritt das Stockacher Narrengericht als närrisch-juristische Instanz wieder auf, mit der spektakulären Verhandlung gegen Kurt-Georg Kiesinger als Höhepunkt. Seit 1965, mit Ausnahme von 1991, steht jährlich ein prominente Politiker in Stockach vor dem Gericht. Das Kollegium besteht satzungsgemäß aus maximal 21 Gerichtsnarren.
Das närrische Treiben rund um den Hans-Kuony-Brunnen beginnt bereits in den Morgenstunden. Nach dem Setzen des Narrenbaumes strömen die Stockacher Narren zur Gerichtsverhandlung, die sogar im Fernsehen übertragen wird.
Wie es zum Narrengericht kam
Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken geht auf Kuony von Stockach, Hofnarr bei Herzog Leopold von Österreich, zurück. Früher wurden alle dummen und närrischen Streiche des kleinen Bürgers übers Jahr gesammelt und dann öffentlich abgehandelt.
Der Überlinger Hänselejuck
Innerhalb der überlieferten Geschichte Überlingens spielt der Hänsele eine zentrale Rolle: Einst habe der Kaiser 100 Männer der Reichsstadt für den Krieg eingezogen. Vor dem Abmarsch besuchten alle die heilige Messe, nur einer trieb sich lieber in den Wirtshäusern herum. Dieser Lebemensch soll als Einziger in der Schlacht gefallen sein. Seitdem zieht der Hänsele - der Narr und Gottesleugner - jede Fastnacht beim sogenannten Hänselejuck durch Überlingen. Die Kombination aus nächtlicher Stadtkulisse, bengalischer Beleuchtung in der historischen Innenstadt und springende "Hänsele" bildet den Höhepunkt der Überlinger Fastnacht. Welche besondere Rolle der Hänsele für Überlingen spielt, zeigt schon allein das Stadtbild: Seit 1934 steht auf dem Narrenbrunnen ein mit seiner Karbatsche peitschender Hänsele.
Wissen to go: Närrische Begriffe
Eins vorweg: Es heißt Fasnet! Nennen Sie die fünfte Jahreszeit am Bodensee niemals Fasching und schon gar nicht Karneval. Da sind die Narren ganz eigen 😃
- Die Fasnetsvereine im schwäbisch-alemannischen Gebiet werden als Narrenzünfte bezeichnet. Bekannte Fasnetsfiguren sind beispielsweise Hexen, Tier- oder andere Sagengestalten. An der Spitze einer jeden Zunft steht der Zunftmeister.
- Das Häs entspricht dem Kostüm, das getragen wird. Im Gegensatz zum rheinischen Karneval wird in der schwäbisch-alemannischen Fasnet die Verkleidung traditionsgemäß weitervererbt und jedes Jahr aufs Neue getragen. Einen Wechsel der Kostüme gibt es nicht. Das Häs besteht aus einer - meist handgefertigten - Maske und einer Art Uniform. Die Menschen darin werden Hästräger genannt.
- "Narrensamen" sind die Kleinsten der Narren, der Nachwuchs also.
- "Narri – Narro", so lautet der traditionelle Ruf der alteingesessenen Narren im schwäbisch-alemannischen Raum. Er ist der Gruß der Narren. Unser Tipp: Diesen sollten Sie unbedingt draufhaben, genau wie die zunftbezogenen Narrenrufe.
Entdecken Sie die zahlreichen närrischen Veranstaltungen! Wir wünschen eine glückselige Fasnet!