Aufführung des Straßentheaterprojekts „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck“
Unter dem Titel „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck“ nimmt sich das Projekt ein historisch bedeutendes Ereignis der „Euthanasie“-Verbrechen zum Anlass. Durch die Begegnung mit den Darsteller*innen mit Behinderung im öffentlichen Raum wird auch ihre heutige Situation aufgezeigt.
Veranstaltungsdetails
Die berüchtigten „Grauen Busse“ kamen auch in das damalige Fürst-Carl-Landeskrankenhaus in Sigmaringen und deportierten Menschen mit Einschränkungen nach Grafeneck, die dort am Tag der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt wurden im Jahr 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus 10.654 Menschen mit Behinderungen oder geistigen Erkrankungen in Grafeneck ermordet, weil Sie den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ galten.
In Anspielung an die "Grauen Busse", die damals zur Deportation dienten, wurden 25 Herkunftsorte der Menschen mit Einschränkungen in Baden-Württemberg für das Straßentheaterprojekt ausgewählt. Grafeneck selbst ist Teil dieser 25 Orte. Der Theaterbus fährt mit dem inklusiven Ensemble, Requisiten, Bühnenbild, Kunstobjekten, etc. direkt vor Ort, um die performative Aufführung umzusetzen. Unter der Regie von Theaterintendant Enrico Urbanek wird das Projekt vom Theater Reutlingen Die Tonne umgesetzt.
Bei diesem Projekt verbindet sich Choreografie, Musik, bildender Kunst, Medienkunst und dokumentarischen Elementen. Über eine facettenreiche Auseinandersetzung zwischen Ensemble und Publikum werden Denkanstöße gegeben, die weit über Betroffenheit einerseits und Information andererseits hinausgehen. Durch den Einsatz historischer Fakten in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck, dem Kreisarchiv Sigmaringen sowie den SRH Kliniken wird jeweils ein direkter regionaler und gesellschaftlicher Bezug hergestellt.
Der Bus verweilt dabei circa zwei Stunden auf dem Rathausplatz und bietet verschiedene Begegnungen mit dem Ensemble. Die Interaktionen mit dem Publikum können Aufgrund der Corona-Pandemie nur unter gebührendem Abstand stattfinden. Um die nötigen Abstände zwischen den Zuschauer*innen während der Corona-Pandemie einzuhalten, wird auf dem Rathausplatz eine Theatersituation aufgebaut, sodass Sitzplätze in einem abgesperrten Bereich vor der Bühne vorhanden sind. Der Eintritt ist frei, jederzeit kann man noch dazu stoßen und wieder weiterziehen. Am Einlass muss ein Nachweis über einen tagesaktuellen negativen Schnelltest, die Genesung oder über den vollständigen Impfschutz vorgezeigt werden.
„Wir danken der Stadt Sigmaringen, der LEADER-Region Oberschwaben, dem Landratsamt sowie den SRH Kliniken Sigmaringen, die uns nach allen Möglichkeiten bei der Umsetzung der Aufführung des Projekts in Sigmaringen unterstützen, trotz Corona“, so Projektleiter Maximilian Tremmel. Ursprünglich hätte die Premiere am 8. Mai 2020 in Reutlingen im Rahmen des Kultur vom Rande Festivals stattgefunden. Die Corona-Pandemie machte eine Neuplanung nötig, die erste Aufführung fand am 17. September 2020 in Mosbach statt. Die ersten sieben Aufführungen im Herbst 2020 stießen auf großes Interesse bei der Bevölkerung. In Gesprächen berichteten die Zuschauer*innen, darunter auch mehrere Schulklassen, von einem beeindruckenden und bewegenden Theatererlebnis.
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